Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

Buch | Kapitel

177206

Das individualistische Programm — Verhaltens- und Nutzentheorien (Homans, Opp, Coleman)

Annette Treibel

pp. 87-106

Abstrakt

Im Alltagssprachgebrauch versteht man unter Individualistinnen und Individualisten diejenigen Menschen, die einen eigenständigen Lebensstil gefunden haben. Sie richten sich z.B. nicht oder möglichst wenig nach der gerade gängigen Mode, sondern suchen für sich eine Kleidung, mit der sie ihre persönlichen Vorlieben zum Ausdruck bringen können. Individualismus ist eine Anschauung, die dem Individuum und seinen Bedürfnissen den Vorrang vor der Gemeinschaft einräumt. Er ist die prototypische Ideologie moderner Gesellschaften: man orientiert sich nicht mehr an Gruppennormen, sondern an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung, an den eigenen Konsumwünschen etc. Allerdings setzt dieses Lebensprinzip ein Mindestmaß an befriedigten (Grund-)Bedürfnissen schon voraus. Menschen, die hungern und frieren, werden sich ausschließlich darum bemühen, diese Mangelsituation — wenn auch im Kontext ihrer Traditionen — zu beenden und ‚etwas "zu essen und ‚etwas "anzuziehen zu bekommen. Individualistische Ausgestaltung von Nahrungszubereitung, Nahrungsaufnahme oder Kleidung und die Auswahl unter Alternativen setzen einen bestimmten Wohlstand, eine Grundabsicherung voraus.

Publication details

Published in:

Treibel Annette (1997) Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. Dordrecht, Springer.

Seiten: 87-106

DOI: 10.1007/978-3-322-85544-2_5

Referenz:

Treibel Annette (1997) Das individualistische Programm — Verhaltens- und Nutzentheorien (Homans, Opp, Coleman), In: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart, Dordrecht, Springer, 87–106.