Der Verlag "Die Runde"
pp. 322-330
Abstrakt
Es ist nur irgendwie beunruhigend zu sehen, daß ich vorläufig noch ganz ruhig war. Ich verhielt mich so, als sei eine relativ rationale Lebensplanung noch immer möglich. Von heute aus gesehen, war diese Illusion im Grunde ganz gut; denn ich verzettelte meine Kräfte nicht in unfruchtbaren, desorientierenden und damit schwächenden Grübeleien. Und als es dann so weit war, tat ich den entscheidenden Schritt mit völligem Gleichmut, als sei es die selbstverständlichste Sache von der Welt Man kann das natürlich auch anders sehen, nämlich als Ausdruck der Blindheit, eines gedankenlosen Optimismus (es wird schon werden) und naiver Selbstüberschätzung, den zu erwartenden Problemen irgendwie begegnen zu können. Wie immer man entscheiden mag, es blieb, daß ich ca. Ende 1932 bei meiner Rückkehr aus Südfrankreich (Villeneuve-sur-Lot), wo ich am ersten Entwurf meiner Habilitations schrift gearbeitet und zugleich einen kleinen Gutshof meiner Eltern manövrierbar gemacht hatte, ein Angebot als Lektor beim Verlag "Die Runde" in Berlin annahm. Da eine Reihe von Mißverständnissen in der Fachwelt über diesen Verlag bestehen, möchte ich hier ganz kurz festhalten, was zum Verständnis des Verlags und seiner Funktion im alten Deutschen Reich unerläßlich ist, soweit ich mich noch erinnere und soweit ich es selber damals durchschaute, denn es blieben bis heute einige unklare Probleme.
Publication details
Published in:
König René (1999) Autobiographische Schriften: Leben im Widerspruch — Versuch einer intellektuellen Autobiographie. Nebenbei geschehen — Erinnerungen. Texte aus dem Nachlaß, ed. König Mario; König Oliver. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 322-330
DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_19
Referenz:
König René (1999) Der Verlag "Die Runde", In: Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 322–330.