Die verrückte Mitte
Geschichte und Idee des Poststrukturalismus — eine systematische Rekonstruktion
pp. 1-35
Abstrakt
Jedes Sprachspiel hat seine eigenen Regeln, jeder Diskurs seine spezifische Terminologie. Das gilt in einem besonderen Maße für wissenschaftliche Diskurse; die häufige und manchmal durchaus eigensinnige Verwendung bestimmter Begriffe ist ein recht sicheres Indiz, das die Teilnehmer eines Diskurses von denen eines anderen, möglicherweise konkurrierenden unterscheidet. So ist in den meisten Fällen auch die Entstehungsgeschichte philosophischer Denkrichtungen wie die theoretischer Schulen überhaupt gebunden an die Entwicklung, ja Erfindung eines alternativen Vokabulars, das einen Ausschnitt der Welt auf eine neuartige Weise zu beschreiben erlaubt. Freilich: Theorien sind kein statisches Phänomen. Im Laufe ihre Geschichte verselbständigt sich — gerade in besonders erfolgreichen Fällen — nicht selten das Vokabular den Intentionen seines Erfinders gegenüber. Das war so bereits bei Piatons Begriff der »Idee«. Manchmal allerdings ist es auch umgekehrt — und das Vokabular, das einer erfand, generiert eine Theorie, an die er nicht dachte. Das war bei den Ideen von Ferdinand de Saussure der Fall, der gemeinhin als Gründungsvater des Strukturalismus gilt.
Publication details
Published in:
Münker Stefan, Roesler Alexander (2000) Poststrukturalismus. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 1-35
DOI: 10.1007/978-3-476-05063-2_1
Referenz:
Münker Stefan, Roesler Alexander (2000) Die verrückte Mitte: Geschichte und Idee des Poststrukturalismus — eine systematische Rekonstruktion, In: Poststrukturalismus, Stuttgart, Metzler, 1–35.