Buch | Kapitel
Sonderfunktionen der Phantasie
(Träumen. Spielen. Schaffen)
pp. 469-507
Abstrakt
Im Traum ist jeder Mensch ein Phantast; er erlebt in sich Bilder, deren Inhalte und Abläufe alles real Erfahrene überschreiten, so sehr auch ihr Rohmaterial in Erfahrungen bestehen mag; er erlebt sie mit vollem naiven Realitätsbewusstsein, da ja Kritik, Kontrolle und Widerlegung durch praktische Konsequenzen fehlen; und er hat, beim Erwachen, in aller Stärke das Zweiweltengefühl, nämlich das Gefühl des Nichtzueinandergehörens der Scheinwelt, aus der er kommt, und der Seinswelt, in die hinein er aufwacht. Auch das schnelle Entschwinden der Traumerinnerungen und das Bewusstsein, dass selbst die in der Erinnerung zurückbleibenden Traumfetzen nur ein ganz schwaches und noch dazu verschobenes Bild von dem geben, was im Traum tatsächlich erlebt worden war — trägt zu jenem Zweiweltengefühl bei.
Publication details
Published in:
Stern William (1935) Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage. Dordrecht, Springer.
Seiten: 469-507
DOI: 10.1007/978-94-011-8825-8_5
Referenz:
Stern William (1935) Sonderfunktionen der Phantasie: (Träumen. Spielen. Schaffen), In: Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage, Dordrecht, Springer, 469–507.