Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

Buch | Kapitel

221670

Neoklassische Politische Philosophie (Arendt, Voegelin, Strauss)

Henning Ottmann

pp. 408-511

Abstrakt

Die im Folgenden untersuchten Philosophen — es sind Arendt, Strauss und Voegelin — werden in den Lehrbüchern der Politikwissenschaft unter der Überschrift »Normative politische Theorie« oder »Normativ-ontologischer Ansatz« behandelt. Diese Kennzeichnung ist unglücklich und geradezu irreführend. Die Begriffe »Norm« und »normativ« sind seit dem 19. Jh. vom Kantianismus nicht zu trennen. Wer seitdem von »Norm« spricht, setzt die Trennung von Sein und Sollen, von Fakten und Werten voraus. Zudem ist der Begriff »Norm« zu einer Art Rasenmäher geworden, der alles gleich macht. Sittengesetz, Gesetz im rechtlichen Sinne, Tugenden — das alles wird unter »Norm« subsumiert, so als ob es da nicht wesentliche Unterschiede gäbe. Die sogenannten »normativen« Theoretiker sind keine Kantianer. Die Philosophen, auf die sie sich berufen — im Falle Arendts Aristoteles, im Falle von Voegelin und Strauss Platon — kennen den Begriff der »Norm« nicht. Sie trennen nicht zwischen Sein und Sollen, Aristoteles nicht, weil er die Tugenden im Ethos, in den Sitten und Gewohnheiten findet, Piaton nicht, weil ihm die Idee des Guten keine bloße Norm, sondern das ens realissimum ist. Aus diesen Gründen ist im Folgenden von der neo-klassischen politischen Philosophie die Rede. Angeknüpft wird an die klassische politische Philosophie in ihren beiden Hauptformen: der platonischen und der aristotelischen.

Publication details

Published in:

Ottmann Henning (2010) Geschichte des politischen Denkens IV: Das 20. Jahrhundert. Teilband 1: der Totalitarismus und seine Überwindung. Stuttgart, Metzler.

Seiten: 408-511

DOI: 10.1007/978-3-476-00023-1_8

Referenz:

Ottmann Henning (2010) Neoklassische Politische Philosophie (Arendt, Voegelin, Strauss), In: Geschichte des politischen Denkens IV, Stuttgart, Metzler, 408–511.