Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

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190970

Was verändert die Thematisierung der Lebenswelt an derselben?

Katharina Mai

pp. 71-76

Abstrakt

Betrachtet man den Titel des § 38 der Krisis (146), so fällt auf, daß Husserl hier genau besehen ein Fehler unterlaufen ist. Husserl spricht von "zwei Grundweisen, die Lebenswelt thematisch zu machen". Dies ist einerseits die "naiv-natürliche Geradehineinstellung", andererseits eine reflexive Einstellung. Nun ist es jedoch so, daß innerhalb der Geradehineinstellung, der natürlichen Einstellung,1 die Lebenswelt als solche gerade nicht thematisch wird.2 Das heißt, daß wir aufgehen in der Lebenswelt, wir sind "verschossen" in ihre Gegenstände. Unser Wahrnehmen ist interessengebunden und selektiv. Daß diese Wahrnehmung einen Horizont hat, der unseren Weltglauben ausmacht und der in der lebensweltlichen Einstellung unhinterfragt bleibt, ist eine Aufklärungsleistung der reflektierenden Einstellung. Nur diese ist somit eine Weise, die Lebenswelt thematisch werden zu lassen. Die Lebenswelt ist lebensweltlich gesehen kein Thema, wir leben in ihr. Erst in der philosophischen Einstellung mit ihrer "universalen Interessenwendung" erscheint sie als Thema: als Korrelat transzendentaler Subjektivität. Diese wird zum Thema von Husserls neuer Wissenschaft.

Publication details

Published in:

Mai Katharina (1996) Die Phänomenologie und ihre Überschreitungen: Husserls reduktives Philosophieren und Derridas Spur der Andersheit. Stuttgart, Metzler.

Seiten: 71-76

DOI: 10.1007/978-3-476-04256-9_7

Referenz:

Mai Katharina (1996) Was verändert die Thematisierung der Lebenswelt an derselben?, In: Die Phänomenologie und ihre Überschreitungen, Stuttgart, Metzler, 71–76.