Erzählungen und Dramen
pp. 35-66
Abstrakt
Am 26.5. 1902 notiert Musil in sein Tagebuch: »Mach's populär wissenschaftliche Vorlesungen fielen mir heute zur rechten Zeit in die Hand, um mir das Vorhandensein einer vorwiegend verstandlichen Existenz von trotzdem hoher Bedeutung zu erweisen. Schließlich habe ich ja daran nie gezweifelt — aber ich erlaube mich hiemit nochmals zur Vorsicht zu erinnern!« (Tb I, S. 20). 1908 erscheint Musils Dissertation Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs im Druck. Mit der ersten Manuskriptfassung konnte Musil bei seinem Doktorvater Carl Stumpf (und Alois Riehl als Zweitgutachter) nicht reüssieren; er mußte den Text umarbeiten, eine zweite Fassung herstellen, die schließlich eingereicht wurde (vgl. Diss., S. 7). Daß diese den Wünschen und Einwänden Stumpfs dann entgegenkam, liegt auf der Hand (zu den philosophiegeschichtlichen Hintergründen vgl. Aler 1971, S. 278ff., zu Musils Argumentation in der Dissertation vgl. Schaffnit 1971, S. 51ff. u. Monti 1979, zum Verhältnis Mach-Musil vgl. Desportes 1974). Der Physiker und Philosoph Ernst Mach (1838–1916) gilt neben Avenarius als einer der Väter des (Neu-)Positivismus. Sein Buch Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen erschien erstmals 1886, doch erst die zweite, umgearbeitete und erheblich erweiterte Auflage von 1900 (bis 1922 neun Auflagen) brachte ihrem Autor den gewünschten Erfolg.
Publication details
Published in:
Luserke Matthias (1995) Robert Musil. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 35-66
DOI: 10.1007/978-3-476-03986-6_4
Referenz:
Luserke Matthias (1995) Erzählungen und Dramen, In: Robert Musil, Stuttgart, Metzler, 35–66.