Buch | Kapitel
Aufmerksamkeit
Diskurse, Disziplinierungen und Pathologien
pp. 39-114
Abstrakt
Als René Descartes um 1650 den ›Être attentif‹ als Leitmaxime und Erkenntnismodus in die intelligible Welt brachte, konnte er nicht wissen, dass damit ein Schlüsselbegriff geboren war, der nachhaltig verschiedene Diskurse begründen und eine rege Forschungstätigkeit bewirken würde. Schnell lässt das 18. Jahrhundert eine zunehmende Verdichtung der phänomenalen Einhegung wie distinkten Begriffsbestimmung von Aufmerksamkeit im Umkreis von (empirischer) Psychologie, Pädagogik, Anthropologie und Ästhetik beobachten. Der erste diskursive Höhepunkt scheint dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreicht. Es lebt und wirkt ein Aufmerksamkeitsdiskurs, der sich dem Problem von Erkenntniserweiterung, wünschenswerter Erziehung und maßvollen Verhaltensmodellen unter Bedingungen von menschlicher Perfektibilität und Disziplinierung verschreibt, der scharfsichtig am Komplexitätsproblem vor dessen moderner semantischer Karriere laboriert und von dem man annehmen darf, dass sich seine Bezugsprobleme mittlerweile um ein Vielfaches gesteigert haben.
Publication details
Published in:
Ziemann Andreas (2011) Medienkultur und Gesellschaftsstruktur: Soziologische Analysen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 39-114
DOI: 10.1007/978-3-531-93149-4_2
Referenz:
Ziemann Andreas (2011) Aufmerksamkeit: Diskurse, Disziplinierungen und Pathologien, In: Medienkultur und Gesellschaftsstruktur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 39–114.