Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

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148350

Die natürliche Einstellung

Systematische Rekonstruktion in thematischer und methodischer Hinsicht

Sebastian Luft(Marquette University)

pp. 35-78

Abstrakt

Der Versuch einer Theorie der natürlichen Einstellung bedarf einer Vorbemerkung; denn das Vorhaben klingt zunächst merkwürdig. Was sollte eine solche Theorie sein? Ist sie verwandt mit der von Husserl antizipierten "Ontologie der Lebenswelt" (VI, 176ff.)? Obwohl es Versuche gibt, mit wie auch ohne Husserl eine solche Ontologie der vorwissenschaftlichen Welt durchzuführen,1 so sucht man in der Husserlliteratur vergebens nach einer Theorie der natürlichen Einstellung. Die Befremdlichkeit einer solchen Forderung nicht nur nach einer Beschreibung,2 sondern einer solchen phänomenologischen Theorie rührt auch von einem sachlichen Grund her, der sich aus Husserls innersten wissenschaftlich-philosophischen Intentionen herleitet: Ist nicht sein ganzes philosophisches, am Ideal strenger Wissenschaft orientiertes Projekt, kein ungeprüftes Wissen gelten zu lassen, darauf angelegt, die natürliche Einstellung zu überwinden? Was ist diese naive erste Einstellung mehr als ein bloßes Durchgangsstadium auf dem Wege zur Phänomenologie, die alle vorwissenschaftlichen Vorurteile, eben die der natürlichen Einstellung, außer Geltung setzt? Selbst wenn eine solche Theorie moglich ist, wozu sollte das nützen im Rahmen eines transzendental-philosophischen Projekts? Zugespitzt formuliert: In welcher Philosophie konnte eine Theorie dieser naiven Einstellung so wenig bedeutsam sein wie gerade in Husserls Phänomenologie?

Publication details

Published in:

Luft Sebastian (2002) Phänomenologie der Phänomenologie: Systematik und Methodologie der phänomenologie in der Auseinandersetzung zwischen Husserl und Fink. Dordrecht, Springer.

Seiten: 35-78

DOI: 10.1007/978-94-010-0493-0_2

Referenz:

Luft Sebastian (2002) Die natürliche Einstellung: Systematische Rekonstruktion in thematischer und methodischer Hinsicht, In: Phänomenologie der Phänomenologie, Dordrecht, Springer, 35–78.