Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

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204693

Wandlungen der Selbstverfügbarkeit des Schizophrenen

K. P. Kisker

pp. 26-73

Abstrakt

Der Versuch einer psycho(patho)logischen Aufhellung jenes Eigenganges, wie er in den verschiedenen Verlaufsgestalten des schizophrenen Erlebniswandels sinnfällig wird, geriete ins Bodenlose, begrenzte er sich nicht zunächst auf einfachste klinische Sachverhalte. Aus der Mannigfaltigkeit solcher Verläufe greifen wir in idealtypischer Schau die kontinuierliche Gliederreihe eines schizophrenen "Schuhes' heraus. Die überindividuelle Typik und strukturelle Gleichförmigkeit dieses Initialgeschehens — häufig als Argument gegen psychologische Deutungsbemühungen und für biologisch fundierte Ablaufrhythmen gewertet — kann auch zur psychopathologischen Analyse anregen, da sie einheitlich-geschlossene Erlebnisgestaltungen umfaßt, deren relative Sinnhaftigkeit unmittelbar evident wird. Die klinische Alltagserfahrung der in einer leeren Unheimlichkeit anhebenden Wahnstimmung, die über ein Stadium akuter Erregung (sei sie nun kataton, paranoid oder halluzinatorisch ausgestaltet) in eine Phase mißlingender Verarbeitungsversuche und in den sogenannten Defekt führt, schließt die Verführung in sich, diesen Vorgang deskriptiv-registrierend, allenfalls unter Berücksichtigung "pathoplastischen Beiwerkes", als eine dem Schizophrenen 'schicksalsmäßig" aufgezwungene Uniform zu nehmen und damit auf tieferes psychologisches Verständnis zu verzichten.

Publication details

Published in:

Kisker K. P. (1960) Der Erlebniswandel des Schizophrenen: ein psychopathologischer Beitrag zur Psychonomie schizophrener Grundsituationen. Dordrecht, Springer.

Seiten: 26-73

DOI: 10.1007/978-3-642-86128-4_3

Referenz:

Kisker K. P. (1960) „Wandlungen der Selbstverfügbarkeit des Schizophrenen“, In: K. P. Kisker (Hrsg.), Der Erlebniswandel des Schizophrenen, Dordrecht, Springer, 26–73.