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Organisationen und die Fabrikation von Identität
pp. 219-238
Abstrakt
Wer über Identität spricht, der ist gut beraten, Vorsicht walten zu lassen. Das werde ich tun, indem ich den Ball flach halte. Wo Adorno in der Negativen Dialektik (1966, 146), mit gutem Grund, Klage führt über "das unersättliche Identitätsprinzip" und die darin angelegte "Gewalttat des Gleichmachens", die "Unterdrückung des Widersprechenden", da schlage ich lieber einen nicht ganz so hohen Ton an, und ich beginne gleich mit einem besonders trockenen (von Odo Marquard). Vorausschicken möchte ich, dass es mir im Folgenden darum geht zu zeigen, erstens, dass alle Konstitution von Identitäten auf einen gewissen Zuschuss an Fiktionalität angewiesen ist; zweitens, dass darin die Sache zwar nicht aufgeht, aber eine dramatische Steigerung der Schwierigkeiten mit der Authentizität von Identitätsdarstellungen und -behauptungen liegt; drittens, dass sich die Denkfigur der Identität weder dadurch noch durch forcierteste Betonung der Differenz und des Fließens erübrigt oder moralisch disqualifiziert; und viertens, dass korporative Akteure, dass Organisationen heute die überragend wichtigen Betreiber der Fest-Stellung von Identitäten sind, und dass sie dabei das ganze Bedeutungsspektrum des lateinischen fingere ausschöpfen, vom Bilden und Bauen bis zum Frisieren und Erheucheln.
Publication details
Published in:
(2008) Organisation und Welterschließung: Dekonstruktionen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 219-238
DOI: 10.1007/978-3-531-90921-9_14
Referenz:
Ortmann Günther (2008) Organisationen und die Fabrikation von Identität, In: Organisation und Welterschließung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 219–238.