Praktischer Teil
pp. 87-183
Abstrakt
Innerhalb der "Familie" der Theorien rationalen Handelns unterscheidet man üblicherweise zwischen Situationen strategischer Interdependenz und Situationen strategischer Unabhängigkeit (vgl. Harsanyi 1976, Rapoport 1980: Kap. 17). Gemeinsamer Nenner dieser Theorien ist die Annahme, daß die betrachteten Akteure zielgerichtet handeln im Sinne der Maximierung des erwarteten Nutzens der gewählten Handlung. In letzteren Situationen hängen die Erträge der Handlungen der Akteure ausschließlich von der jeweils eigenen Handlungswahl ab. In ersteren hängen die Folgen der Handlungen nicht nur von der eigenen Handlungswahl, sondern auch von denen der Mitmenschen ab. Situationen strategischer Unabhängigkeit werden üblicherweise mit der Nutzentheorie, Situationen strategischer Interdependenz mit der Spieltheorie modelliert58 Essers Verwendung der SEU-Theorie ist in erster Linie für Situationen strategischer Unabhängigkeit gedacht. Vorliegende Arbeit möchte aber über die Kritik an Essers Ansatz hinaus allgemeine Defizite der Theorien rationalen Handelns aufzeigen. Der Unterschied zwischen rationalistischen Erklärungsansätzen und der Schütz'schen Lebenswelttheorie kann am plastischsten am Fall von Situationen gezeigt werden, in denen die Akteure strategisch abhängig sind; hier begegnen sie sich und sind auf eine gemeinsame handlungsleitende Definition der Situation angewiesen. Anhand dieser Situationen kann besonders erhellend überprüft werden, welchen Spielraum die in Betracht gezogenen Ansätze der Sozialität des Menschen lassen. Das im folgenden diskutierte empirische Fallbeispiel bezieht sich deshalb auf eine lebenswelttheoretische Rekonstruktion spieltheoretisch modellierter Situationen.
Publication details
Published in:
Schmidt Jürgen (2000) Die Grenzen der Rational Choice Theorie: Eine kritische theoretische und empirische Studie. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 87-183
DOI: 10.1007/978-3-663-09716-7_3
Referenz:
Schmidt Jürgen (2000) Praktischer Teil, In: Die Grenzen der Rational Choice Theorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 87–183.