Biographische Skizze
pp. 4-13
Abstrakt
Es gibt grundsätzlich zwei literaturwissenschaftliche Verfahrensweisen, sich mit dem Werk eines Schriftstellers vertraut zu machen: Zum einen kann man sich chronologisch-historisch, zum anderen interpretatorisch, also über die unmittelbare Textdeutung nähern. Entscheidet man sich für eine an den Größen zeitlicher Ordnung orientierte Annäherung — für die nicht alles, aber vieles spricht -, so läßt sich das Werk eines Autors wiederum auf verschiedene Weise rekonstruieren. Einmal kann man sich an den biographischen Daten orientieren, von denen aus dann geprüft wird, welche Texte der Autor in diesem Zeitraum geschrieben hat, welchen persönlichen, sozialen, politischen usf. Umständen und Einflüssen sie ausgesetzt waren. Man kann aber bei der Rekonstruktion, die für die Deutung der Texte unverzichtbar ist, auch von einer werkbezogenen Chronologie ausgehen. Daraus ergibt sich dann eine Rekonstruktion, die auf die Entstehungsdaten bezogen ist, oder eine Rekonstruktion, die sich auf die Publikationsdaten bezieht. Entstehungsgeschichte und Publikationsgeschichte sind meist nicht deckungsgleich. Bei einem Autor wie Robert Musil kommt dem zeitlichen Unterschied zwischen Entstehung und Veröffentlichung eines Textes großes Gewicht zu. In beiden Fällen liegt aber kein systematisches, sondern ein chronologisches Muster zugrunde. An diesem Muster orientiert sich auch dieses Buch; es versucht, den Erscheinungsdaten der Texte Musils zu folgen und nur dort von dieser Vorgabe abzuweichen, wo es aus inhaltlichen Gründen (wie im Falle des Mann ohne Eigenschaften) sinnvoll erscheint.
Publication details
Published in:
Luserke Matthias (1995) Robert Musil. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 4-13
DOI: 10.1007/978-3-476-03986-6_2
Referenz:
Luserke Matthias (1995) Biographische Skizze, In: Robert Musil, Stuttgart, Metzler, 4–13.