Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

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148297

Ursprünge und Wandlungen des Spielmotivs in Heideggers Denken

Martina Roesner

pp. 19-296

Abstrakt

Bei eingehender Betrachtung der ebenso bekannten wie schwer verständlichen Ausführungen in Der Satz vom Grund und »Das Ding« wird deutlich, daß das Spiel auf zwei zunächst durchaus verschiedene Weisen eine zentrale Stellung in Heideggers Denken einnimmt, nämlich zum einen in bezug auf das Problem des geschichtlichen Ursprungs des rational-begründenden, abendländischen Denkens, zum anderen im Zusammenhang mit der Frage nach dem Entfaltungsraum für die wesentlich welthafte Phänomenalität des Dinges. Obwohl diese beiden Aspekte des Spiels jedesmal aus einer Infragestellung des herkömmlichen Verständnisses von "Grund" erwachsen, nimmt diese kritische Einstellung doch zwei verschiedene Wendungen: Das Spiel im Sinne der "Abwesenheit des Grundes" stellt das rationale Denken dem abgründigen Charakter seines Ursprungs gegenüber, indem es die Vorstellung von der Stabilität und beständigen Gegenwart eines letzten Grundes durch die Betonung des qualitativen Bruches und vertikalen Sprunges unterläuft, der zwischen dem letzten Grund und dem von ihm Begründeten verläuft. Demgegenüber bezieht sich die Konzeption des "Weltspiels" nicht so sehr auf das Paradigma der beständigen Gegenwart des Grundes als vielmehr auf das Postulat seiner absoluten Einheit. Folglich steht hier das Bemühen im Mittelpunkt, die Einheit des Grundes alles Seienden dadurch zu brechen, daß der welthafte Ursprung des Dinges nunmehr auf die vier Komponenten des "Gevierts", nämlich Himmel und Erde, Sterbliche und Göttliche, zurückgeführt wird, die alle in gleicher Weise die Welt ausmachen.

Publication details

Published in:

Roesner Martina (2003) Metaphysica ludens: das Spiel als phänomenologische Grundfigur im Denken Martin Heideggers. Dordrecht, Springer.

Seiten: 19-296

DOI: 10.1007/978-94-010-0088-8_2

Referenz:

Roesner Martina (2003) Ursprünge und Wandlungen des Spielmotivs in Heideggers Denken, In: Metaphysica ludens, Dordrecht, Springer, 19–296.