Deutsche Gesellschaft
für phänomenologische Forschung

Buch | Kapitel

204956

Wiedergänger der Moderne Derrida, Giddens und die Geister der Aufklärung

Günther Ortmann

pp. 27-39

Abstrakt

Dass, wo Gefahr sei, das Rettende auch wachse, wie von Geisterhand, diese Tröstung wird uns Heutigen nicht mehr zuteil. Denjenigen unter uns, welche die "Dialektik der Aufklärung" nicht als eine apokalyptische Verirrung der Horkheimer und Adorno gelten lassen mochten und mögen (sondern als eine Geisterbeschwörung von bis dato unerhörter Realitätsmächtigkeit), ist vielmehr die umgekehrte Vorstellung mindestens ebenso geläufig: dass, wo das Streben der Moderne nach dem Rettenden sei, nach Sicherheit vor den Gespenstern des Mythos, nach sicherer Beherrschung der Natur und der Menschen, jedenfalls auch die Gefahr wachse, und alle guten Geister uns lieber verlassen wie Ratten das sinkende Schiff. Die profane, professionelle, um Geister aller Art bereinigte Version dieses Gedankens auszuarbeiten, ist inzwischen zum Geschäft der Risikosoziologie geworden, die es denn auch mit einer gewissen Folgerichtigkeit zu dieser verrückten Paraphrase des Hölderlin-Wortes gebracht hat: "Wo aber Kontrolle ist, wächst das Risiko auch" (Luhmann 1991, 103). Natürlich ist es nicht ohne Ironie, wie Niklas Luhmann mit dieser Formulierung das ungeliebte, ungewollte16 Erbe kritischer Theorie antritt. Wir können, mit Derrida (1996, 148) zu sprechen, nicht nicht Erben sein, die Erben dieses Geistes der Aufklärung — was immer wir aus der Aufgabe machen, die dieses Erbe uns stellt.

Publication details

Published in:

(2008) Organisation und Welterschließung: Dekonstruktionen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Seiten: 27-39

DOI: 10.1007/978-3-531-90921-9_2

Referenz:

Ortmann Günther (2008) Wiedergänger der Moderne Derrida, Giddens und die Geister der Aufklärung, In: Organisation und Welterschließung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 27–39.